Zerstreute christliche Dörfer

Heute geht es zu drei zerstreuten christlichen Dörfern. „Zerstreut“ wurden diese um 1948/49 durch den Unabhängigkeitskrieg, von den Palästinensern Nakba genannt. Und zwar geht unser Studytrip nach:

  • ·         Eliaboun, wo es heute noch drei christliche Gemeinden gibt,
  • ·         Bir’am, heute ein Nationalpark, aber die Ruinen des Dorfes sind noch zu erkennen, und
  • ·         Iqrit, wo auf dem Berg noch die Kirche steht, jedoch das Dorf und die Gemeinde gibt es als solche nicht mehr.

Mir wird mulmig zumute. Wir sind gerade in Eliaboun, bei Vertretern der dortigen Baptistengemeinde. Vorne sitzt eine ältere Frau. Sie erzählt ruhig. Neben ihr steht der Pastor und übersetzt für uns das Hebräische ins Englische. Sie erzählt von Gewalt, Krieg, Heimatlosigkeit, davon wie nahestehende Personen umkamen. Sie wurden damals vertrieben in den Libanon. Heute, sagt sie, ist es friedlich. Kein Krieg mehr vor der Haustür. Man merkt, dass sie das glücklich macht. Sie und die anderen Christen in Eliaboun sind Araber, aber unter den Arabern als Christen eine Minderheit, da die meisten Araber Muslime sind.

Die Leute sind sehr gastfreundlich und bieten uns selbstgepflückte Feigen, verschiedenes Gebäck und arabischen Kaffee an. Die Feigen schmecken super gut und im Kaffee ist ein fremdes Gewürz. (ich vermute Kardamom, bin mir aber nicht sicher) Trotz der tragischen Vergangenheit fühlt man sich wohl und aufgehoben, dank der Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wird.

In Bir’am gibt es keine Gemeinde mehr. Der Herr, der uns hier alles zeigt, erzählt uns, wie er vor 66 Jahren hier gewohnt hat, in einem gut funktionierenden christlichen Dorf mit Geschäften, Bäckereien und Restaurants. Er zeigt uns einen Platz mit lauter halben Steinmauern. In der Mitte ist ein Brunnen. Er zeigt uns, wo in seinem Zuhause die Wasserleitungen damals verliefen. Hm, es ist  ein komisches Gefühl jetzt in einer Ruine zu stehen neben einem Mann, der hier als junger Erwachsener in diesem Haus gelebt hat.

Er zeigt uns auch den Friedhof und weist uns auf Schäden an den Gräbern hin, die durch Vandalismus entstanden sind. Der Mann wirkt wütend und traurig zugleich. Er will einfach nur Frieden, sagt er uns. Wir fahren zur Grenze zum Libanon. Von dem Berg aus, auf dem wir nun stehen, kann man hinüber sehen in den Libanon. Atemberaubend, wie nah das doch ist. Wir sind keine 5 Minuten gefahren.

In Iqirt gibt es nur noch die Kirche. Keine Gemeinde, kein Dorf. Während der Kreuzzüge wurde das Dorf besetzt und ab 1517 stand es unter der Herrschaft des osmanischen Reiches bis es 1948 zerstört wurde. Heute kämpfen ehemalige Dorfbewohner mit Sitzstreiks dafür wieder dort siedeln zu dürfen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    dad cool (Montag, 24 August 2015 10:12)

    Bedrückend, aber auch gut zu wissen, dass es in Israel auch diese Seite gibt. Und das Menschen dort - trotz der schlechten Erfahrungen - wieder leben wollen und den Frieden suchen.